Nach dem Happy End…

lauren-bacall-betty-jane-perske-lying-on-an-armchair-and-reading-a-magazine-1940s-photo-by-mondadori-portfolio-via-getty-images…. ist vor dem Happy End: Letzte Woche habe ich wieder aus dem Blog vorgelesen, den ersten Eintrag, Dezember 2011: „Ich fühle mich seltsam unverankert, „lödelig“, neben mir stehend…“ Zwischen zwei Büchern nämlich. Immer dasselbe: Ich versinke in meiner Arbeit wie in einem tiefen See. Das Licht bricht durch die Oberfläche, erinnert mich daran, dass es noch etwas anderes gibt. Ein Ufer. Festen Boden unter den Füssen. Frische Luft, die Sonne. Ab und zu tauche ich auf, hole tief Atem für den nächsten Tauchgang. Manchmal denke ich dann, ich würde jetzt auch lieber mit allen anderen am Ufer liegen, ein Eis essen, zwei Kugeln Stracciatella in einer Waffel. Ein Buch lesen. Einschlafen und wieder aufwachen, mit ganz leicht verbrannten Schultern. Aber etwas ruft mich zurück, etwas das ich nicht erkenne, etwas unter der Oberfläche. Ich fülle meine Lungen, ich schliesse die Augen, ich tauche wieder ab. Dabei stelle ich mir vor, wie es sein wird, wenn ich endlich fertig bin. Wie sich die Stunden vor mir ausbreiten werden, die Stunden, in denen ich nicht schreiben werde. Die Stunden an Land. Endlos wird sich das Ufer vor mir ausbreiten!

Tatsächlich habe ich letzte Woche zwei Tage lang nichts gemacht. Ich war im wunderschönen Hotel Waldhaus in Sils-Maria eingeladen, um eben aus dem Blog vorzulesen und aus dem Wahren Leben. Aber davor und danach hatte ich frei. Eine Freundin kam mich besuchen, wir gingen spazieren und schwimmen und in die Sauna. Wir sassen in der Hotelhalle und hörten den Musikern zu. Wir assen Kuchen und tranken Tee, mitten am Tag. Es war wie Ferien. Es waren Ferien. Es war genau das, was ich mir gewünscht hatte. Nur fühlt es sich nicht richtig an.

Zum Glück kenne ich das schon, fast ein ganzes Leben lang. Das Leben geht weiter. Ich arbeite. Ich unterrichte, ich schreibe, ich trete auf. Termine, Besprechungen. Aber etwas fehlt. Es ist nicht dasselbe. Ich bin nicht ganz mich selber, wenn ich nicht schreibe. Wenn ich nicht etwas Längeres schreibe, das mich über mehrere Monate, manchmal Jahre verankert.

Ich lausche in meinen Kopf hinein: Da ist es still. Keine Stimmen, die nicht meine sind. Keine fremden Bilder. Keine Figuren. Nichts. Es ist die Ruhe vor dem Sturm.

So. Und damit habe ich es festgehalten. Diesen seltsamen Zustand zwischen zwei Büchern. Lange wird er nicht anhalten. Ich könnte ihn geniessen.

Könnte.

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4 Kommentare

Kommentare

  1. Hans Alfred Löffler meint

    jetzt haben wir schon bald Oktober, ein seltsamer Zustand, zwischen zwei Büchern. Ganz anders als vor dem Buch, oder währen dem Buch, als Du Deinem Verleger farbige Bändel und praktische Unterhosen präsentiert hattest, und er Dich fragte ob es das überhaupt gäbe. Das war Ende Januar 2014, am 27sten um genau zu sein.
    Dein letztes Wort hier heisst Könnte.
    Der Titel im Blog vom 27.1.2014 heisst Kill your darlings!
    Der letzten Absatz in DAS WAHRE LEBEN liest sich wie folgt:
    «Lucy? Hey, Lucy. Bist du da? Lucy, warte auf mich. Ich komme zurück.»
    OK, und wo ist er denn? Dieser Dante …

  2. Regula Horlacher meint

    Oh – das bringt mich ja nachgerade auf eine Idee …

    „Eeerika wo biiist duu??

    Nun ja, mir ist natürlich klar, dass man eine Romanfigur nicht „bestellen“ kann, aber ich würde mich über ein Wiedersehen mit Erika schon sehr freuen :-)

    Liebe Grüsse
    Regula

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