Über die Bücher gehen.

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Schön war es, mit einem Wort: wunderschön. Die improvisierte Bloglesung letzten Sonntag. Wider Erwarten war es auch gar kein Sprung ins Leere. Das Publikum hat mich aufgefangen. Viel mehr als bei jeder „normalen“ Lesung spürte ich seine Unterstützung. Seine Bereitschaft, mit mir mitzugehen, wo immer es dann hinführt. Das war so schön, dass ich das Zukunft wieder machen werde. Das Zusammenstellen der Blogeinträge und gleichzeitig das Überarbeiten des neuen Buches – ja, es ist fertig geworden! Letzten Dienstag! Ja, ja ich weiss, das war der zweite September und nicht „Mitte August“ und auch nicht „Ende August“ – aber so genau nimmt es ja gottseidank keiner mehr. Leider hatte ich keine Zeit zum Feiern, weil mein Verleger so schnell im Redigieren ist, dass ich das Manuskript quasi postwendend zurückbekommen habe und darum gar keine echte Pause einlegen konnte…..

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…. jetzt hab ich doch tatsächlich den Faden verloren. Was wollte ich denn sagen? Genau: Zwischen der Bloglesung und der Überarbeitung dieses autobiographischen Textes ist mir wieder einmal bewusst geworden, wie vergleichsweise kontrolliert diese Art von Schreiben ist. Wie viel mehr ich der Fiktion von mir preisgebe – weil ich nicht weiss, was ich tue. Weil die Szenen von einem Ort kommen, den ich nicht kenne.Das autobiographische Schreiben ist ein viel bewussteres Vorgehen. Ich entscheide viel nüchterner, was aufs Papier kommt und was nicht. Und vor allem weiss ich, was jede Szene bedeutet: Genau das, was sie erzählt. Das anekdotische, das „genau so war es aber!“ stellt eine trügerische Intimität her. Im viel unbewussteren Prozess des Erfindens schütze ich mich – weil ich gar nicht weiss wovor. Da das aber eben nicht anekdotisch „genau so passiert“ ist, merkt es niemand, nicht einmal ich selber. Erst Jahre später finde ich mich unverhofft in bestimmten Szenen meiner eigenen Bücher wieder. Das Leben hat eine seltsame Art, die Fiktion immer wieder einzuholen. Nachdem ich also die kumulierten Gefängnisstrafen für meine ersten elf Morde abgesessen und die Putzfraueninsel sauber aufgeräumt habe  – etc etc etc – bin ich nun aus dem Rollstuhl gefallen und liege mit Dante unter dem Tisch. Genau so ist es passiert. Oder etwa nicht?

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5 Kommentare

Kommentare

  1. Regula Horlacher meint

    Liebe Milena
    Erst einmal ganz herzliche Gratulation zum fertigen Manuskript deines „Reiseberichts“! Wie sehr ich mich auf das Buch freue, weisst du ja.
    Und – ja, so einen herzerwärmenden Dante, den wünsche ich dir, falls du noch keinen hast. Aber natürlich kombiniert mit grösstmöglicher (beiderseitiger) Gesundheit bis ins hohe Alter. Wenn das erste Rendezvous unbedingt im Restaurant unter einem Tisch stattfinden soll – warum nicht? Es gibt gewiss schlimmere Orte …
    Übrigens nahm ich mir nach der Lesung in Schwamendingen vor, zur Auffrischung meiner Erinnerungen an die vergangenen drei Jahre, den ganzen Blog von Anfang an durchzulesen. Gestern Abend habe ich damit begonnen. Allerdings bin ich noch nicht sicher, ob ich bis zum heutigen Tag durchhalte. Bis jetzt pickte ich immer nur da und dort ein Häppchen heraus, je nachdem, was mich gerade interessierte. Alles an einem Stück zu lesen, ist etwas ganz anderes! Es hat mich ordentlich durchgeschüttelt. Das ist ja ein richtiger Entwicklungsroman! Oder nein, eben kein Roman, das wahre Leben :-)
    Liebe Grüsse und – einmal mehr – vielen Dank allen, die mitgemacht haben. Ihr habt mir sehr geholfen.
    Regula

  2. Hans Alfred Löffler meint

    ja, so war es, genau so: «Und noch einen Weißwein.» Die Kellnerin entfernte sich mit einem sehr geraden Rücken. Als stecke ein Brett unter ihrer Bluse.
    ……
    Sie hielt sich an Dante fest und fiel aus dem Stuhl, sie riss Dante mit sich, er fiel auf sie und da lagen sie auf dem Boden unter dem Tisch und küssten sich endlich.
    Nevadas Stuhl knallte gegen den nächsten Tisch, ein Glas fiel zu Boden, jemand lachte laut auf, und irgendwann verschwand das ganze Lokal. (ca. Seite 141 aus „DAS WAHRE LEBEN“ von Milena Moser).

    Meine Notizen während der Lesung zeigen mir wohin Du uns hinführtest, nach Paris, nach München, und sogar indirekt nach Brugg. Als letzter Satz in meinen Notizen steht: Wir sind nicht allein, wir schreiben – das verbindet.

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