Wir sitzen alle im selben Boot

Achtung, jetzt brennt kurz der kalifornische Hippie mit mir durch. Zyniker bitte nicht weiterlesen!

Der Buddha hat eben doch Recht. Wir sind nicht allein. Das weiss ich, weil ich es gelesen habe. Das glaube ich aber nur, weil ich es immer wieder erlebe, vor allem dann, wenn ich in einer Gruppe von Schreibenden sitze, schreibend. Es gibt nichts Besseres. Nichts Ergreifenderes für mich als diese Stille, die sich irgendwann über den Raum senkt, die letzten nervösen Bemerkungen verstummen, die Kaffeemaschine seufzt noch einmal auf, ein Stuhlbein verrutscht, ein Computer tritt klingelnd den Dienst an. Dann ist es still. Nur das Kratzen der Bleistifte ist zu hören, das Klackern der Tastaturen. Alle schreiben. Die Köpfe gesenkt, die Schultern gekrümmt, die Brauen zusammengezogen.Zungen zwischen den Zähnen eingeklemmt. Wenn man genau hinschauen würde, könnte man sehen, was aus den Seiten der Notizbücher, aus den Bildschirmen wächst und wuchert. Figuren strecken ihre Arme aus, Handlungsstränge schlingen sich übereinander. Worte jagen sich, beissen sich gegenseitig in die Endungen, – keit und -heit. Aber niemand schaut hin, niemand schaut auf, alle schreiben.

Alle Unterschiede zwischen uns lösen sich auf. Es ist egal, ob es das erste Buch ist oder das zwanzigste, das hier entsteht, die erste Seite oder die tausendste. Ein Gedicht, ein Krimi, ein Erfahrungsbericht. Es ist noch viel egaler, wer wir sind. Mann, Frau, alt, jung, Schulabbrecher, Akademiker. Wir sind Schreibende. Und wir schreiben.

Und dann weiss ich es wieder: wir sind tatsächlich eins.

Sorry. Aber der Hippie in mir muss eben auch mal zu Wort kommen.

Peace, love, freedom, happiness to all!

Achja und meine Abrechnung: Mittwoch: 1442 Z., Donnerstag: 8485 Z., Freitag: 5816 Z., Samstag 9032 Z., Sonntag: 6872 Z. Nie 10’000, nie null.

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6 Kommentare

Kommentare

  1. Isabel meint

    Es kann auch schmerzen, der Moment, in dem alles eins wird.

    Gestern: Ein Konzert mit zwei bolivianischen Kompositionen. Zwei Schweizer Chöre, der bolivianische Komponist mit seiner Gruppe von indianischen Musikern. Originalinstrumente: Panflöten, Congas, Akkordeon, Gitarre, verschiedene Perkussionsinstrumente.. Ein deutscher Dirigent. Die Texte. Spanisch, Quechua. Ansteckende Rhythmen. Zurückhaltung fällt, bei den SängerInnen und sogar beim Publikum. Vergessen der Text (Übersetzung im Programmheft), der alles andere ist als fröhlich. Der die Weihnachtsgeschichte herunter bricht auf das Leben der Armen, den Hunger nach Brot. Das einsame Gebet des kleinen Schuhputzers. Alles vergessen. Bis ein Aufschrei kommt, vom Chor, vom Komponisten, dem Indianer, Solosänger selbst: Maaamaa. Du gingst von der Welt und liessest mich allein verloren im Nebel, ausgetrocknet vom vielen Weinen…Der spanische Text, ihn versteht man vielleicht nicht. Aber die Musik, und das Maamaa. Es fährt durch Mark und Bein. Treibt Tränen in die Augen. Nicht nur bei mir, auch beim Sänger selbst, der sich die grosse Panflöte vor die Augen hält.

    Man sieht es nicht. Dass er es macht, weil es ihm selbst die Tränen in die Augen treibt. Immer noch. Er ist doch kein Kind mehr. Bestimmt schon über 50. Die Sängerinnen erzählen: In den Proben sei es auch einmal vorgekommen, dass er geweint habe. Der Text zu den Stücken, er ist bildhaft, aber er erzählt von dem Alltag auf der Strasse, dort in Bolivien. Von Kindern, wie er eins war, achtjährig, , als er zusehen musste, wie seine Mutter erschossen wurde. Er hatte Glück. Wurde mit seiner Musik auf der Strasse entdeckt, kam nach Deutschland. Und bringt eine Botschaft von einem anderen Ende der Welt.

    Manchmal passen äussere Erlebnisse zu dem, was ich gerade lese: Im Moment ist es ‚Rimbaud und die Dinge des Herzens‘.

    Isabel

  2. Karin meint

    Lass den Hippie ruhig öfter einmal heraus. Deine Worte haben mir so gut getan. Ich habe im letzten Jahr „Kreatives Schreiben für MigrantInnen“ als Kurs gegeben und habe es ebenso erlebt. Auf einmal sind alle eines. Alles Liebe Karin

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