Die Macht der Geschichten.

Gestern hatte ich vier Einzelgespräche nacheinander. Vier erste virtuelle Treffen mit Teilnehmerinnen meiner Onlinekurse. Ich gebe zu, ich war ein wenig nervös: Würde ich ihnen allen gerecht werden? Konnte ich auf all diese unterschiedlichen Bedürfnisse angemessen eingehen? Das ist schliesslich der wichtigste Teil dieser Kurse, das Herz meiner Methode. Es gibt so viele Arten zu schreiben, wie es Schreibende gibt.

Doch ich hätte es wissen müssen: Es waren die Geschichten, die ihre Stimmen erhoben, die die Gespräche bestimmten. Die ganz selbstverständlich ihren Platz behaupteten. Eine so unverwechselbar wie die andere, so einzigartig wie die Person, die sich zum Aufschreiben ausgesucht hatten. Ich hörte zu, ich liess mich verzaubern. Es gibt nichts Verführerisches, als eine Geschichte, die geschrieben werden will. Und es gibt nichts, was ich lieber tue, als dabei zu sein, wenn es passiert.

Und das ist schon (fast) alles, was ich tue: Ich bin dabei. Ich bezeuge es: „Ja, das ist eine Geschichte. Deine Geschichte. Ja. Du schreibst sie. Du bist jemand, der schreibt.“

Ich räume die gröbsten Hindernisse aus dem Weg, die Felsbrocken der Selbstzweifel, der falschen Vorstellungen, was ein guter Text, was richtiges Schreiben, was LITERATUR sei. Felsbrocken, die auch auf meinem Weg lagen. Seit meinen frühestens Anfängen höre ich das immer wieder: So schreibt man nicht, das geht doch nicht, das ist keine gute Literatur, das ist nicht richtige Literatur, das ist überhaupt keine Literatur!

Und doch … schreibe ich. Weil da immer noch etwas anderes war: Diese Gewissheit, dass ich jemand bin, der schreibt. Und so stapfte ich tapfer um diese Hindernisse herum. Klar, immer wieder stolperte ich über einen solchen Brocken, schlug mir auch mal die Schienbeine blutig. Aber mein Weg lag immer klar vor mir. Klarer als alles andere in meinem Leben.

„Es hat mir immer etwas gefehlt.“

„Schreiben ist das Wichtigste in meinem Leben.“

„Ich wollte nie etwas anderes tun.“

Sätze, die ich genau so gesagt, gedacht, geträumt habe. Da unterscheidet mich nichts von meinen Gesprächspartnern. Wir sind so einzigartig, wie wir gleich sind, wir Schreibenden.

Kein Wunder, war ich am Ende dieses Tages so glücklich wie schon lange nicht mehr.

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