«Wird man glücklich nur durch Tätigkeiten? –

dh, wenn man etwas tut, wird man endlich Glück herausfinden?» – Disha.

Liebe Disha

Ich liebe diese Frage, weil ich sie mir selbst erst viel zu spät gestellt habe. Die kurze Antwort ist: «Ja – und nein.» Ich glaube, Tätigkeit, also etwas zu tun, aktiv etwas zu seinem Glück beizutragen ist ein wichtiger Teil davon – aber nicht der Einzige. Das habe ich allerdings, wie gesagt, erst spät gelernt. Viel zu lange habe ich das Glück in meinem Kopf gesucht, in Vorstellungen, Ideen, Geschichten. In Idealen und Träumen und Phantasien. Und ja, auch in Büchern. So habe ich überhaupt erst eine Vorstellung vom Glück entwickelt, davon, was Glück für mich sein könnte.

Das war nicht falsch. Es war nur zu wenig. Zur Vorstellung gehört die Umsetzung. Aber das ist nicht alles. Es geht nicht nur darum, konkrete Schritte zur Verwirklichung unserer Träume zu unternehmen. Etwas zu tun, egal was, kann ganz grundsätzlich glücklich machen. Oder wenigstens weniger unglücklich. Etwas zu tun, kann einen verändern.

Das wichtige Wort hier ist «etwas». Es kommt nicht so drauf an, was man tut, sondern, dass man überhaupt etwas tut. Ein Fenster öffnet. Sein Knochengestell ausschüttelt. Eine Freundin hat mir einmal gesagt: «Es gibt immer etwas, das du anders machen kannst. Auch wenn es nur etwas Kleines ist. Heisses Wasser zum Frühstück trinken statt Kaffee.» Das machte ich dann, wohlgemerkt, nicht aus gesundheitlichen Gründen – ich trank meinen Kaffee einfach eine Stunde später. Doch dieser einfache Handlung erlöste mich von dem lähmenden Gefühl, ich hätte mein Leben, mein Schicksal nicht in der Hand. Ich könne «nichts tun». Jeden Morgen, wenn ich mein heißes Wasser trank, wusste ich: Irgendetwas kann ich immer tun.

Der Rest folgte. Das Glück folgte.

Also, ja, Disha. Tätigkeit führt zum Glück. Und: Lesen ist auch eine Tätigkeit.

Herzlichst, Milena.

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