Wie sieht Glück wirklich aus? Oder ist es anderes für jeden?» – Chetan Satpute, Purne.
Lieber Chetan – wow! Das ist die Frage aller Fragen. Was ist Glück wirklich? Und sieht es für alle gleich aus?
Ich kann nur über mich reden, über mein Glück. Ja, ich habe es gefunden – und zwar genau in dem Moment, in dem ich es aufgegeben habe. Es war ein Moment großer Verzweiflung am Ende der Reise, die ich in dem Buch «Das Glück sieht immer anders aus» beschreibe. Ich war krank, ich war allein, es war kalt. So lange hatte ich das Glück verfolgt, gejagt, gehetzt – doch es ließ sich einfach nicht einfangen. Und ich war so erschöpft. Ich konnte nicht mehr. Ich gab auf. Das klingt pathetisch, aber genau so war es. In diesem Moment gab ich die Hoffnung auf, dass es jemals besser werden, dass ich glücklich sein würde. Nun gut, dann werde ich eben immer müde, immer traurig sein, dachte ich. Und noch während ich das dachte, fühlte ich eine beinahe körperliche Erleichterung, ein Gewicht, das von mir abfiel. Und im selben Moment ging es mir besser. Das war das erste Mal, dass ich am eigenen Leib erfuhr, was ich so oft gehört und gelesen hatte: Dass Freiheit mit Hingabe zu tun hat, mit Akzeptanz. Jede Veränderung verlangt erst einmal ein Akzeptieren des Ist-Zustands. Das klingt paradox, scheint aber nun mal nur so funktionieren.
Seither, ja, bin ich glücklich. Nicht jede Sekunde natürlich und auch nicht jeden Tag. Wenn etwas Trauriges passiert, bin ich traurig. Wenn etwas Verstörendes passiert, habe ich Angst. Aber ich weiss auch in diesen Momenten, dass das Glück in mir wohnt. Dass es sich nicht irgendwo versteckt, sondern da ist, und möglich ist. Das ist mir vor allem in den letzten 18 Monaten zugute gekommen, als sich erst der Gesundheitszustand meines Mannes dramatisch verschlechterte und dann die Pandemie über uns hereinbrach.
Glück ist kein Zustand. Glück ist eine bewusste Entscheidung. An das Glück zu glauben, an die Möglichkeit, glücklich zu sein, in jedem Augenblick.
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